Friedhof St. Sebastian
Überblick
Zum Kirchengrundstück der Pfarrgemeinde St. Sebastian gehört auch der bekannte Friedhof St. Sebastian, auf dem zahlreiche Mitglieder der Familie Mozart ihre letzte Ruhe fanden. Der Friedhof wurde von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau in Auftrag gegeben und von einem italienischen Baumeister geplant und in den Jahren 1595 - 1600 errichtet. Ein Grund für die Errichtung des Friedhofs an dieser Stelle war die Auflassung des Domfriedhofs am Kapitelplatz, nachdem der Dom 1598 total abbrannte und man für die Errichtung und Neugestaltung der Kirche und anderer Bauten mehr Platz benötigte.
Zusammen mit dem Friedhof der Erzabtei St. Peter diente der Sebastiansfriedhof nun als Begräbnisplatz der Bürger der historischen Stadt Salzburg. An der Stelle des heutigen Friedhofs befand sich vordem ein deutlich kleinerer Friedhof in der Nähe der Sebastianskirche. Wahrscheinlich ist der Friedhof an diesem Platz auf einen Pestfriedhof zurückzuführen. Der Sebastiansfriedhof wurde 1888 nach Fertigstellung des Kommunalfriedhofes aufgelassen. Die Außenmaße betragen etwa 90 mal 80 Meter und sind allseitig von insgesamt 87 gewölbten Pfeilerarkaden umgeben.
Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau
Der Baumeister selbst verstarb 1602 und wurde als erster hier begraben. In der Mitte des Friedhofs befindet sich die Gruft des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau, der 1617 nach fünfjähriger Festungshaft, die er größtenteils auf der Festung Hohensalzburg verbrachte, verstarb und hier in der Gabrielskapelle beerdigt wurde. Der Friedhof besitzt drei Zugänge: eine Verbindung besteht am Nordausgang der St. Sebastian Kirche, ein Eingang besteht an der Linzergasse und ein weiterer Zugang erfolgt vom Bruderhof. Über der Eingangspforte an der Linzergasse befindet sich unter dem Marmorwappen Wolf-Dietrichs das Datum (1600) der Neugestaltung. Der Friedhof wurde im Stil eines römischen Campo Santo errichtet.
Gabrielskapelle
Die Gabrielskapelle auf dem Friedhof St. Sebastian wurde von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1559 - 1617) in Auftrag gegeben, vom italienischen Baumeister Andrea Berteleto geplant und zwischen 1595 und 1600 errichtet. Die Regierungszeit dieses Erzbischofs dauerte von 1587 - 1612. Seine letzten fünf Lebensjahre verbrachte Wolf Dietrich von Raitenau als Gefangener zuerst in der Festung Hohenwerfen im Pongau, danach in der Festung Hohensalzburg, wo er schließlich auch verstarb und anschließend in der Gabrielskapelle des St. Sebastian Friedhof in Salzburg bestattet wurde.
Gräber der Familie Mozart
Etwa in der Mitte des St. Sebastian Friedhofs befindet sich die Gabrielskapelle, in deren Nähe zahlreiche Mitglieder der Familie Mozart ihre letzte Ruhestätte fanden: bereits 1755 Wolfgang Amadeus Mozarts Großmutter mütterlicherseits, Eva Rosina Pertl (geb. 1688); 1787 sein Vater Leopold Mozart; 1798 Genoveva Weber geb. Brenner (geb. 1764), die Tante Constanze Mozarts und Mutter des Komponisten Carl Maria von Weber (1786 - 1826); dann 1805 Nannerls (Schwester Mozarts) erste Tochter Johanna Maria Anna Elisabeth von Berchtold zu Sonnenburg (geb. 1789); weiterhin 1826 Georg Nikolaus von Nissen, Constanzes zweiter Mann und schließlich 1842 die Witwe Mozart, Constanze Nissen.
Grabtafel in den Pfeilerarkaden
Ein Grabmal in den Pfeilerarkaden habe ich mir genauer angesehen. Es besteht aus einer Grabtafel mit lateinischer Inschrift. Vor der Tafel steht eine große Vase, die zum Teil den unteren Text verdeckt und die nachfolgende Übersetzung mit einer kleinen Unsicherheit enden läßt:
JOHANN JAKOB HARTENKEIL,
DEM DOKTOR DER MEDIZIN UND CHIRURGIE;
OBERSTEM CHIRURGEN
UNTER
ERZBISCHOF HIERONYMUS,
DIREKTOR
DES RATES UND STANDES DER MEDIZINER
UNTER KURFÜRST FERDINAND,
REGIERUNGSRAT UND CHEFARZT
DER PROVINZ SALZBURG
UNTER KAISER FRANZ,
MIGLIED VERSCHIEDENER
ÜBER EUROPA SICH ERSTRECKENDER AKADEMIEN,
GRÜNDER UND HERAUSGEBER
DER MEDIZINISCH - CHIRURGISCHEN BLÄTTER
BEREITS SEIT DEM JAHRE 1790
BIS ZU SEINEM TODESTAG, DEM 7. JUNI 1808,
HABEN DIESES DENKMAL DER VEREHRUNG GESETZT
FREUNDE, WITWE, (NACHKÖMMLINGE?) SEINER SCHWESTER